Meteorologie und Mythos
12. September 2024

Foto: Jo-Hendrik Hamann
Drachen sind mystische Wesen aus vergangener Zeit. Sie waren, vor 100 Jahren, aber auch meteorologische Geräteträger, und zwar die ersten, die wirklich bis in große Höhen der Atmosphäre reichten. Der Mensch bleibt auf der Erde und schickt seinen Drachen gen Himmel. Die erste Fernerkundung, wenn man so will. Wetterdrachen sind auch ein zentrales Thema eines Projektes der Künstlerin Alva Berlich von der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. In einem doku-fiktionalen Essayfilm verarbeitet sie die Beziehung des Menschen zum Wetter, die einst von Mythen und Metaphern geprägt war. Durch moderne Messmethoden entzaubert, hat sich die Meteorologie mittlerweile jedoch vom Mythos zur Wissenschaft gewandelt. (Wetter-) Drachen gibt es nicht mehr.
Für Aufnahmen unseres Wetterradars auf dem Dach des Geomatikums hat uns Alva Berlich am Meteorologischen Institut besucht. Nicht ganz zufällig, denn unweit am Isebekkanal machte Wladimir Köppen Ende des 19. Jahrhunderts seine ersten Versuche mit Wetterdrachen (siehe z. B. grossborstel.de/wladimir-koeppen-und-die-drachenstation). Weitere Drehorte sind die Drachenstation in Lindenberg/Tauche (Brandenburg), das dortige Wettermuseum und ein Messfeld des Deutschen Wetterdienstes in Leipzig.
Wir sind gespannt auf das fertige Projekt und freuen uns, dass Meteorologie offenbar auch Kunst kann. Und umgekehrt.